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Grußwort der Veranstalter zum 10. Europ. Filmfestival der Generationen
Das 10. Europäische Filmfestival der Generationen feiert Jubiläum. Zwischen dem 17. Oktober und dem 11. November gastiert das Festival über das Älterwerden und den Demographischen Wandel an über 160 verschiedenen Lokalitäten, überwiegend in Städten und Gemeinden, in denen es keine Kinos (mehr) gibt: in Bürgerhäusern, Mehrgenerationenhäusern, Senioreneinrichtungen, Schulen und Kirchen.
Die Idee ist es, mit hochwertigen Spiel- und Dokumentarfilmen die Bürgerschaft miteinander ins Gespräch zu bringen und dabei Fragen und Themen aufwerfen, die für Alt und Jung bedeutsam sind: Wie wollen wir in einer älter und bunter werdenden Gesellschaft friedvoll und solidarisch miteinander leben? Wie kann der Dialog zwischen den Generationen und Kulturen gefördert werden? Wie kann Sorge und Mitverantwortung in der Kommune und in der Nachbarschaft gestärkt werden? Und wie kann soziale Teilhabe und bürgerschaftliche Partizipation gefördert werden?
Zu unserem Jubiläumsjahr haben wir hierzu ein Programm mit über 30 Filmen zusammengestellt. Unter den zehn Festivalpremieren handeln gleich drei von Männern, die auf der Suche nach ihrer Identität sind und dabei ihre Vater-Sohn-Beziehung hinterfragen müssen („Das etruskische Lächeln“, „Eine bretonische Liebe“ und „Wilde Erdbeeren“). „Wilde Erdbeeren“ stammt aus den 1950er Jahren und gilt als ein Meisterwerk des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergmann. Ebenfalls aus Schweden kommt der meistgezeigte Film des diesjährigen Festivals: Die Komödie „Britt-Marie war hier“ handelt von einer älteren betrogenen Ehefrau, die in der schwedischen Provinz einen Neustart als Fußballtrainerin einer Jugendmannschaft wagt.
Sehr unterschiedlich sind hingegen die Dokumentarfilme, die von der therapeutischen Kraft der Musik handeln („Alive Inside“), von der Liebe und der Rolle der Ehefrau („Ein Haufen Liebe“), von einer Seniorenstadt in Arizona („Gestorben wird morgen“) und von einem intergenerationellen Kunstprojekt der im März verstorbenen Grand-Dame des französischen Autorenkinos, Agnés Varda.
Jubiläum hat auch der historische Fall der Mauer, weshalb zu „30 Jahren Wende“ zwei Filme gezeigt werden, die speziell die ostdeutschen Perspektive in den Blick nehmen („Gundermann“, „Zug in die Freiheit“). Zusammen mit über 20 Klassikern aus den letzten 10 Jahren des Festivals hoffen wir, Ihnen einen breiten Strauß an alternsrelevanten, intergenenerationellen und zivilgesellschaftlichen Themen anbieten zu können.
Wir freuen uns, Sie bei unserem Festival begrüßen zu dürfen!
Dr. Michael Doh & Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse
Kompetenzzentrum Alter am Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg
Matthias Roos
Gesundheitsamt Frankfurt am Main
Rückblick auf 2018
2018 gab es in über 230 Veranstaltungen über 13.000 Zuschauer - ein neuer Rekord. Aber was ein besonders schöner Erfolg ist: Die Bewertungen aus den 2600 auswertbaren Fragebögen zu den Filmen, den Gesprächsrunden und zum Festival waren noch positiver als die Jahre zuvor. Dies bestätigt uns: Das Festivalkonzept kommt in den Kommunen gut an.
Und aus wissenschaftlicher Sicht gab es einen interessanten Befund: Die Filmvorführungen mit den anschließenden Gesprächen führen tatsächlich zu einem differenzierten Altersbild bei den Zuschauern. Damit konnte ein wesentliches Ziel des Festivals erstmals auch empirisch nachgewiesen werden.
- TV-Bericht, SWR Aktuell, 19.10.2018, 3:00 Min. Filmfest und intergeneratives Projekt zu "Digitalisierung und Teilhabe im Alter"
Impressionen zur Eröffnung in Neustadt an der Weinstraße (19.10.2018)
Teilnehmer 2018
Die Resonanz für die diesjährige Teilnahme am Europäischen Filmfestival der Generationen ist überaus groß. Insgesamt nehmen über 100 Städte und Gemeinden in Deutschland teil, wobei über die Hälfte der Veranstalter aus der Region Rhein-Neckar kommen. Ein Grund für den starken Anstieg beruht auf einer Kooperation mit dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA), wodurch bundesweit über 25 Mehrgenerationenhäuser für das Festival gewonnen werden konnten.
Erfreulich sind auch die Entwicklungen in einigen Regionen, die erst seit Kurzem dabei sind. So hat die Stadt Stuttgart aufgrund des letztjährigen Erfolgs im Stadtteil Vaihingen ihr Filmprogramm deutlich vergrößert und erstreckt sich nun auf auf fast alle Stadtteile. Zu zweiten Hochburg neben der Region Rhein-Neckar hat sich eine Region im hohen Norden gemausert - der Landkreis Havelland. Unter der Organisation der Demografie-Referentin des Landkreises, Sabine Kosakow-Kutscher, sind für dieses Jahr fast 40 Veranstaltungen in 14 Gemeinden geplant. Dabei strömten bereits 2017 zur Teilnahmepremiere über 700 Besucher zu den beiden Veranstaltungsorten Rathenow und Falkensee. Der große Zuspruch ermunterte nun den Landkreis das Festival mit weiteren dezentralen, niedrigschwelligen Veranstaltungen stark auszuweiten. Auffallend ist zudem der Zuspruch aus den neuen Bundesländern, wo mit Bestensee, Chemnitz, Greifswald, Halle, Markranstädt, Stendal, Zwickau weitere sieben Städte erstmals teilnehmen werden.
Insgesamt zeigt sich, dass das Festivalkonzept weiterhin und in verstärktem Maße auf eine große Resonanz zu stößt. Die Möglichkeit auch ohne Kinostätte vor Ort unterhaltsame Filme für alle Generationen zu präsentieren und dabei altersbezogene und zukunftsweisende kommunale Themen in einen Bürgerdiskurs zu bringen, ist offensichtlich auch für ländliche und strukturschwache Gebiete ein attraktives Veranstaltungsformat.
Für die beiden Hauptveranstalter, dem Kompetenzzentrum Alter am Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg und dem Gesundheitsamt Frankfurt am Main, ist diese positive Entwicklung Ansporn und Herausforderung zugleich, das Festival erfolgreich weiterzuentwickeln. So wird es im September erstmals auch in Delhi eine deutsch-indische Ausgabe des Festivals geben, das über ein universitäres Austauschprogramm des DAAD gefördert wird. Darüber hinaus findet während des Festivals eine wissenschaftliche Begleitung zum persönlichen Altersbild statt, umrahmt von mehreren intergenerativen Workshops in Mehrgenerationenhäusern und Seniorenzentren.
Einziges Manko ist weiterhin die finanzielle Ausstattung des Festivals. Hier ist man immer noch auf der Suche nach Fördermitteln auf Bundes- und Länderebene.