14. Europ. Filmfestival der Generationen (01.10. bis 30.11.2023)
Grußwort der Festivalleitung
Wir begrüßen Sie herzlich zum 14. Europäischen Filmfestival der Generationen, das bundesweit vom 1. Oktober bis zum 30. November stattfindet. Mit nunmehr 113 kommunalen und regionalen Veranstalter:innen und über 350 Filmvorstellungen hat sich das Festival nach der Pandemie deutlich vergrößert. Die größten Veranstalter:innen sind mit 65 Filmvorführungen das Demografie-Forum Landkreis Havelland und das Gesundheitsamt Frankfurt am Main mit 38 Filmveranstaltungen. In der Metropolregion Rhein-Neckar nehmen über 40 Kommunen mit über 90 Filmvorstellungen teil.
Für diesen konstant großen Zuspruch bedanken wir uns herzlich bei allen Mitveranstalter:innen. Hinzu kommt, dass im März erstmals das Festival auch in Mexiko (Mexiko City und Queretaro) stattfand und es Bestrebungen gibt, es nächstes Jahr fortzuführen. Zudem wurde das Festival im Mai für den Deutschen Demographie Preis nominiert. Diese positiven Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung solch eines kommunalen, sozio-kulturellen Filmfestivals. Mit dem Ziel, mit zukunftsrelevanten Themen die Begegnung und den Dialog zwischen den Bürger:innen, Generationen und Kulturen zu fördern, schafft das Festival einen kleinen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Dieses Jahr umfasst das Gesamtprogramm 28 Filme, davon sieben Festivalpremieren. Im Mittelpunkt der drei Spielfilmpremieren stehen ältere Frauen, die sich neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen: In der Schweizer Komödie „Die Goldenen Jahre“ geht es um die Sinnsuche im Rentenalter, die eine Langzeitehe auf eine neue Bewährungsprobe stellt. In „Vier Wände für Zwei“ aus Spanien kommen sich zwei starke Frauenpersönlichkeiten aus zwei Generationen näher, die sich eine Wohnung teilen müssen. Und in der britischen Komödie „Kalender Girls“ will eine Landfrauengruppe durch Aktfotos den Verkauf ihres Wohltätigkeitskalenders steigern – ein Klassiker des „Gerofilms“, der endlich nach 20 Jahren Premiere beim Filmfestival feiern darf. „Acht Geschwister“ ist eine faszinierende und bewegende Dokumentation über eine Familiengeschichte aus Pommern, wo sich acht hochaltrige Geschwister gemeinsam auf den Weg zu ihrer Kindheit nach Polen machen. Ebenso berührend und tiefgründig ist die Doku „Was uns am Leben hält“ von David Sieveking (ebenfalls von ihm im Programm „Vergiss mein nicht“) über eine enge Vater-Tochter-Beziehung, die beide an der seltenen Erkrankung Morbus Fabry leiden und großen Lebenswillen zeigen. Mit „Bigger Than Us“ aus Frankreich präsentiert das Festival einen beeindruckenden Dokumentarfilm zu Nachhaltigkeit, Klimawandel und Gerechtigkeit über sieben Projekte junger Aktivist:innen. Zudem gibt es – nach dem letztjährigen großen Erfolg von „Max und die wilde 7“ - erneut einen Kinderfilm für Jung und Alt: „Oben“, ein echtes Meisterwerk des computeranimierten Trickfilms von 2009 über einen alten Witwer, der mitsamt seinem Haus auf große Reise geht. Abgerundet wird das vielfältige Programm wieder mit beliebten Filmen der letzten Festivaljahre.
Wir wünschen Ihnen erfolgreiche Filmveranstaltungen mit interessanten und anregenden Begegnungen und Gesprächen!
Prof. Dr. Michael Doh
Katholische Hochschule Freiburg
Matthias Roos
Gesundheitsamt Frankfurt am Main
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Grußwort des Schirmherrn
Mit großer Freude begrüße ich Sie zum 14. Europäischen Filmfestival der Generationen. Dieses Filmfestival verbindet eine Vielzahl von Ideen, von denen schon jede für sich genommen dem Festival besondere Bedeutung verleiht.
Um mit der ersten zu beginnen: Film. Der anspruchsvolle Film bietet die Möglichkeit, nicht nur vertraute Lebenswelten und Lebensstile aus unterschiedlichen, vielleicht auch ganz neuen Perspektiven zu betrachten, sondern sich auch auf neue, bis dahin nicht gekannte Lebenswelten und Lebensstile einzulassen – und damit noch mehr von der Vielfalt der Kulturen zu erfahren. Die zweite Idee: Festival. Festival meint immer auch öffentlichen Raum, in dem sich Menschen in ihrer Vielfalt begegnen und austauschen. Auf diesen Austausch und die damit verbundenen Begegnungen legt das Filmfestival großen Wert; dadurch leistet es zugleich einen wichtigen Beitrag zur vermehrten gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Teilhabe der Menschen - dies ist die dritte Idee des Filmfestivals. Die vierte: Generationen. Die Generationen sollen in einen schöpferischen Austausch treten, in dem das Generationenspezifische, aber eben auch das Generationenübergreifende erfahrbar und erlebbar werden. Dabei lässt sich das Filmfestival von der grundlegenden, fünften Idee leiten, dass in diesem Austausch Impulse für Demokratie, Offenheit und Toleranz liegen. Und schließlich die sechste Idee: Europa. Das Festival wirbt mit Konzeption und Ansprache für den Austausch zwischen Ländern, Gesellschaften, Kulturen – es sieht in seinem internationalen, europäischen Format ein großes Potenzial für die Verständigung zwischen Menschen aus unterschiedlichen europäischen Ländern und Regionen, wohlwissend, dass Kulturen immer mehr im Fluss sind und in Teilen miteinander verschmelzen. Diese Besinnung auf die europäische Idee gibt dem Filmfestival eine besondere Note - eben auch eine politische.
Das Filmfestival erfreut sich großer Beliebtheit, es zieht Jahr für Jahr eine wachsende Zahl von Menschen aus unterschiedlichen Generationen an, die nicht nur für die Auswahl der Filme dankbar sind, sondern auch und vor allem für den Austausch mit Anderen über die Filme. Ein wunderbares Stück Gesellschaft, Politik und Kultur, das Generationen zusammenführen und den Dialog zwischen den Generationen fördern möchte. Ein bedeutendes Thema dieses Dialogs, das sich wie ein Cantus firmus durch die vergangenen Filmfestivals zog und auch das diesjährige sowie die zukünftigen Filmfestivals bestimmen wird: Wir alle leben in Verantwortungsbezügen, nämlich in der Verantwortung für uns selbst, in der Mitverantwortung für andere Menschen, schließlich in der Mitverantwortung für unser Gemeinwohl, für unsere Demokratie, schließlich für die Schöpfung. Bei der Auswahl der Filme, und dies spricht mich immer besonders an, wird auf den Verantwortungsaspekt, wird auf die vier genannten Verantwortungsbezüge großer Wert gelegt.
Ich danke dem Nestor des Festivals, Herrn Prof. Dr. Doh, sehr herzlich für sein nicht nachlassendes, ungemein wertvolles Engagement und allen Einrichtungen, die an diesem Festival mitwirken, für ihre Offenheit und Kooperation. Ihnen als Gästen wünsche ich viele befruchtende Anregungen und die Erfahrung, im Film selbst wie auch im Gespräch über diesen viel zu gewinnen und ... zu geben.
Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse
Emeritus, Seniorprofessor distinctus, Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg
Kooptiertes Vorstandsmitglied der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen)
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Karte der Veranstaltungsorte 2023
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Nominierung für den Deutschen Demographie Preis 2023
Mai 2023: Das Europäische Filmfestival der Generationen wurde in der Kategorie "Gemeinsam wirken – Bündnisse schmieden" für den Deutschen Demographie Preis 2023 nominiert. Am 11. Mai fand in Berlin die Preisverleihung statt. Der Preis ging an "Work4Ukrainians", einer Initiative für ukrainische Geflüchtete. Aber auch die Nomninierung ist eine schöne Auszeichnung und Anerkennung für das Filmfestival. Weitere Informationen: https://deutscher-demografie-preis.de/preisverleihung/
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Festivalkonzept
Das Europäische Filmfestival der Generationen ist eine bundesweite Veranstaltungsreihe der Katholischen Hochschule Freiburg und dem Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg, die dem Publikum aktuelle Filme zu den Themen Alter, Demografischer Wandel und Zukunftsfragen wie Migration, Inklusion, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Klimawandel präsentiert. Durch moderierte Filmgespräche soll der Dialog zwischen den Bürger*innen wie auch zwischen Generationen und Kulturen gefördert werden. Das Festival wurde im Jahr 2010 in Frankfurt am Main und Heidelberg gegründet und erhielt aufgrund des überzeugenden Konzepts 2013 den Deutschen Alterspreis der Robert Bosch Stiftung. 2022 nahmen am Filmfestival über 100 Städte und Gemeinden teil. Zu den 400 Veranstaltungen kamen ca. 12.000 Zuschauer:innen. Das Festival erfreut sich großer Beliebtheit, wobei besonders die niedrigschwellige kommunal- und stadtteilorientierte Zugänglichkeit und die Kombination aus anregender Filmunterhaltung und konstruktiven sozialen Austausch geschätzt werden.
Das Besondere am Europäischen Filmfestival der Generationen ist das Festivalkonzept. Es lässt sich in vier Punkten zusammenfassen:
▪ Europäisch: Es werden überwiegend Filme aus dem europäischen Kulturraum gezeigt. Hierzu stellt die Festivalleitung jedes Jahr eine Liste von etwa 30 Filmen zusammen, aus denen die Veranstalter:innen auswählen können. Der Fokus der Filme liegt auf altersbezogenen Themen, die aber auch einen aktuellen kommunalpolitischen Bezug haben können: z.B. Wohnen, soziale und digitale Teilhabe, Pflege und Gesundheitsversorgung, Sport und Aktivität, Musik und Kreativität, aber auch Themen wie Integration und Migration, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Klimawandel.
▪ Dezentral: Das Filmfestival ist eine dezentrale sozial-kulturelle Veranstaltungsreihe, die den bürgerschaftlichen Austausch auch in „kinofreien“ Gemeinden und Quartieren fördern möchte. Vorrangig werden auf kommunaler Ebene nicht-gewerbliche (ohne Eintritt) Veranstaltungen durchgeführt; kommerzielle Kinoveranstaltungen sind gleichwohl auch möglich.
▪ Barrierefrei: Gewünscht ist, dass die Veranstaltungen niedrigschwellig angeboten werden (barrierefrei, quartiersnah, kostenfrei).
▪ Dialog: Fester Bestandteil einer Festivalveranstaltung ist ein moderiertes Publikumsgespräch im Anschluss an die Filmvorführung. Die örtlichen Veranstalter:innen sind aufgefordert, hierzu Fachleute aus der Praxis oder Wissenschaft, aus Kommune oder Politik einzuladen, die im Dialog mit dem Publikum das Filmthema besprechen und vertiefen. Zu einigen Themenfelder gibt es auch Handreichungen und Materialien, die eine mittel- und längerfristige Bearbeitung von Themen ermöglichen.
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Kommunen können profitieren
Das Filmfestival bietet speziell für Kommunen ein innovatives und zugleich niedrigschwelliges Instrument, sich mit der Bürgerschaft zu aktuellen und zukunftsrelevanten Themen auszutauschen. Durch das spezifische Festivalkonzept können kommunalrelevante Aspekte wie Begegnung und Austausch zwischen Generationen und Kulturen gefördert werden und damit auch bürgerschaftliche Partizipation, soziale Teilhabe, Inklusion und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Neben dem klassischen Kino als Veranstaltungsort bieten sich auch nicht-gewerbliche, kostenlose Filmveranstaltungen im Quartier bzw. im Wohnviertel an. Hierdurch können insbesondere mobil beeinträchtigte Menschen, Personen im hohen Alter oder auch sozialbenachteiligte Personengruppen erreicht werden. Als Beispiele für Veranstaltungsorte, die sich über die Jahre gut bewährt haben, seien genannt: Bürgerhäuser, Mehrgenerationenhäuser, Bibliotheken, Senioren- und Jugendzentren, Altenheime, Schulen, Kirchen oder auch Pflegestützpunkte. Dabei kommen ausgewählte Filme zum Einsatz, die für die Kommune bzw. das Quartier themenrelevant und zukunftsträchtig sind. Mit diesem sozial-kulturellen Angebot im lokalen Raum kann gezielt auch soziale Teilhabe und Inklusion benachteiligter Personengruppen gestärkt werden. Zudem können über solche Veranstaltungen nachbarschaftliche Strukturen, kommunale Vernetzungen und Kooperationen gefördert werden.
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Trauer um Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ursula Lehr
Am 25. April 2022 ist Prof. Ursula Lehr im Alter von 91 Jahren verstorben. Sie galt als Gerontologin der ersten Stunde in Deutschland und prägte als Gründungsdirektorin des Instituts für Gerontologie und des Deutschen Zentrums für Alternsforschung an der Universität Heidelberg sowie als Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (1988-1991) jahrzehntelang die Alternsforschung in Deutschland und international. Die Förderung eines eines aktiven und zufriedenen Alterns und die Vermittlung positiver und differenzierterer Altersbilder waren ihr immer wichtige Anliegen. Auch deshalb war sie eine Förderin des Filmfestivals und unterstützte es von Beginn an als Schirmherrin. Erst 2010 übergab sie diese Funktion an Franz Müntefering ab, der ihr auch als BAGSO-Vorsitzender nachfolgte. Wir sind Ihr außerordentlich dankbar und betrauern sehr ihren Verlust.
Prof. Dr. Michael Doh und das gesamte Festivallteam
Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG): Nachruf auf Frau Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ursula M. Lehr
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Publikation über das Filmfestival
Kempa, S. (2016): Gereift: Das Kino entdeckt ältere Menschen. Heilberufe - Das Pflegemagazin, 68(12), 54-56.